Mainova Frankfurt Marathon
Erst die Grobmotorik, dann der Feinschliff
Für einen Start beim Mainova Frankfurt Marathon wird Renndirektor Jo Schindler den stärksten deutschen Triathleten so schnell nicht begeistern können. „Das hört sich jetzt vielleicht blöd an“, sagte Jan Frodeno beim Expertentalk des ältesten deutschen Stadtmarathons, „aber ich habe Angst vor den Schmerzen.“
Die Zuhörer im vollbesetzten Sendesaal des Hessischen Rundfunks mussten da schon schmunzeln über einen Topathleten, der je Woche 600 Kilometer Rad fährt, 24 Kilometer schwimmt, 100 bis 120 Kilometer läuft und Weltmeister über die Triathlon-Langdistanz ist.
Ein Marathon sei gewiss eine „sehr schmerzhafte Angelegenheit“, so Frodeno, der schon einige Male als Teil einer Staffel auf dem schnellen Frankfurter Kurs unterwegs war. Im Rahmen der traditions- und erfolgreichen Expertentalk-Reihe in Zusammenarbeit mit ASICS gaben Renndirektor Schindler und Frodeno auf äußerst unterhaltsame Art und Weise Einblick in die Vorbereitungen auf das sportliche Großereignis, was sie beide gerade bewegt.
Frodeno strebt am 8. Oktober die Titelverteidigung beim Ironman Hawaii an, Schindler befindet sich in der heißen Phase der Organisation der 35. Ausgabe des Mainova Frankfurt Marathon am 30. Oktober. „Es ist wie bei den Läufern: Erst die Grobmotorik, dann der Feinschliff“, sagte der Renndirektor im Gespräch mit Moderator und HR-Sportchef Ralf Scholt. „Vieles passt schon an dem großen Puzzle, an manchen Ecken muss noch gearbeitet werden.“
Zu den größten Sorgen eines Marathonorganisators gehören Baustellen auf der Strecke, von denen zunächst weder der Veranstalter noch die Stadtverwaltung Kenntnis hat. Doch weil Schindler den Laufklassiker am Main schon seit 2002 veranstaltet, sind seine Kontakte zu den Behörden ausgezeichnet. „Business as usual gibt es bei uns nie.“
Das gilt auch für die Zusammenstellung des Elitefeldes - insbesondere für einen Herbstmarathon im Olympiajahr. „Wir werden aber auch in diesem Jahr wieder ein schönes und spannendes Rennen erleben. Die Topathleten sind das Sahnehäubchen, unser Hauptaugenmerk gilt den Breitensportlern, für die wir vor allem den roten Teppich in der Festhalle ausrollen“, sagte Schindler. „Wir wollen die Emotionen des Marathons in allen Teilen des Renntages abbilden.“
Bislang sind schon über 12.000 Marathonläufer angemeldet für die Jubiläumsausgabe, insgesamt werden in allen Wettbewerben wieder rund 25.000 Teilnehmer erwartet. Jan Frodeno weiß eine solche Masse von Athleten auf Hawaii nicht hinter sich. Der 35-Jährige erklärte den Zuschauern im Sendesaal und denjenigen, die den Livestream angeschaltet haben, die besondere Bedeutung des abschließenden Marathons im Rahmen eines Ironman-Rennens.
Der Schlussspurt sei dann „nur noch Kopfsache. Da gewinnt derjenige, der es mehr will. Und ich will es sehr deutlich“, erzählt der Saarländer, der seit seinem Ironman-Debüt 2014 in Frankfurt alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. 22 Gehpausen hat er bei seinem ersten Lauf über 42,195 Kilometer damals in Frankfurt noch einlegen müssen. „Aber zwischendurch war ich verdammt schnell“, sagt er lachend.
Die Zuhörer erfuhren auch, dass Frodeno im Lauftraining „nur sehr selten diesen Flow, diesen schwerelosen, meditativen Zustand“ erreiche. Dass richtiges Stabilisationstraining neben dem Laufen, Schwimmen und Radfahren unerlässlich sei und vor Schmerzen nach dem Aufstehen bewahre. Und dass er nach seinem Umstieg auf die Triathlon-Langdistanz eine Weile gebraucht hat, um die langen Läufe von 30 bis 35 Kilometer gut verkraften zu können.
Was sich Jan Frodeno für eine Zeit zutrauen würde, wenn er wirklich mal einen reinen Marathon liefe? „2:18 Stunden“, sagte er. „Aber das wird wohl hypothetisch bleiben.“
Der Livestream des einstündigen, äußerst unterhaltsamen und interessanten Expertentalk findet sich auf der Facebookseite des Mainova Frankfurt Marathon.
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