Reschenseelauf

Bergamo erobert den versunkenen Kirchturm

Laut der Legende kann man an bestimmten Tagen die Glocken des versunkenen Kirchturms in der Tiefe des Reschensees hören, und heute war so ein Tag in Graun im Vinschgau.

Ein wunderschöner Sonnentag hat den 17. Reschenseelauf noch spektakulärer und schneller gemacht, der allein schon von der Begeisterung der rund 3.800 Teilnehmer angetrieben wurde, die aus allen Teilen Italiens und aus den Nachbarländern Österreich und Schweiz und vielen anderen Ländern kamen.

Der Einzelsieg ging an Giovanni Gualdi aus Bergamo, mit einer Zeit von 49:28 min, den zweiten Platz erreichte der Pole Maciek Miereczko (50:28 min), auf die unterste Stufe des Siegertreppchens stieg der Deutsche Konstantin Wedel (50:40 min). Bei den Frauen war der Wettkampf härter, aber als die Stunde der Wahrheit schlug, schafften es nur wenige, Eliana Patellis (58:34 min) Übermacht etwas entgegen zu setzen, so dass auch bei den Frauen der Erfolg an Bergamo ging. Als zweite kam die Deutsche Monika Rausch (59:14 min) ins Ziel, Dritte wurde die Südtirolerin Renate Rungger (1:00:35 h).

Gualdi war der Favorit und bewies Ausdauer und Entschlossenheit, indem er seine direkten Verfolger etwa auf halber Strecke abhängte, allein den Anderen davonlief und damit seinen zweiten Sieg in Folge und den dritten Sieg insgesamt beim Reschenseelauf errang. Gualdis persönlicher Rekord war die im letzten Jahr gelaufene Zeit (49:01 min), aber die Freude über die Ankunft im Ziel ließ den Bergamasken einen Augenblick lang vergessen, dass er eigentlich seinen eigenen Rekord verbessern wollte: Gualdi hielt vor dem Ziel an, grüßte die vielen feiernden Zuschauer, die auch um den Reschensee herum die Läufer angefeuert hatten, und verteilte Handküsse.

Freudestrahlend sagte Giovanni Gualdi am Ziel: „Mir war nicht klar, dass ich heute so gut in Form war, ich bin mehr oder weniger dieselbe Zeit wie im letzten Jahr gelaufen. Wegen des Windes war es heute nicht einfach, die Streckenabschnitte im Wald schienen windgeschützt zu sein, dabei hatten wir doch ein wenig Gegenwind, der klassische Wind beim Anstieg, es war also ziemlich hart. Hoffen wir, dass dieser Sieg ein gutes Omen ist, diese Orte hier haben mir bisher immer Glück gebracht, es ist ein wunderschöner, ich würde sagen, fast verzauberter Ort. Ich danke Gerald Burger für alles, was er leistet, er organisiert einen Top-Wettlauf, und es ist wirklich schwierig, alles so gut zu organisieren, wenn so viele Leute teilnehmen. Sicher ist allerdings, dass ich hier in vier Jahren immer nur Leute gesehen habe, die mit einem Lächeln im Gesicht weggefahren sind.“

Eliana Patelli, der andere Star aus Bergamo, hat den Lauf mit viel Eifer in Angriff genommen, musste aber gegen eine harte Rivalin, die Deutsche Monika Rausch, kämpfen, die erst auf dem letzten Stück zurückfiel: Zwölf Jahre Altersunterschied liegen zwischen den beiden Athletinnen, und auch in diesem Fall machte Patellis Erfahrung den Unterschied aus, da sie für den Endspurt noch kostbare Energiereserven einsetzen konnte: „Ich wollte auf jeden Fall gewinnen, mir kommen fast die Tränen, weil ich es seit November nicht schaffe kontinuierlich zu laufen. Heute habe ich gegen das Pech dieser langen Zeit gekämpft, ich wollte mir selbst etwas schenken, da diese letzte Zeit sportlich gesehen die schlimmste meines Lebens war. Dieser Ort ist wirklich wunderschön, er erinnert mich an meinen ersten Wettlauf vor acht Jahren, als ich mit dem Laufen angefangen habe, wir liefen damals nur durch Natur. Auch ich möchte den Organisatoren dafür danken, dass sie auf meine Teilnahme gedrängt haben, sie müssen ihre wunderbare Arbeit fortsetzen, denn sie ist wirklich lobenswert. Wegen der vielen körperlichen Probleme war ich mir nicht sicher, ob ich teilnehmen konnte, aber jetzt bin ich stolz, hier zu sein und gewonnen zu haben.“

Neben dem Hauptlauf gab es auch zahlreiche andere Bewerbe: Beim spannenden Handbiker-Rennen, bei dem die Kraft, mit der diese Athleten ihre Bikes bewegen, einfach unglaublich ist, waren die geschicktesten und schnellsten Roland Ruepp, Robert Kaufmann und Fredy Widmer, aber wir gratulieren wirklich allen.

Kurz nach 13 Uhr boten die Kinder, unterteilt in die jeweiligen Kategorien, einen Vorgeschmack auf den Hauptlauf, der um 17 Uhr startete. Die Kinder liefen beim „Apfellauf“ unter dem Applaus und den anspornenden Zurufen der Zuschauer mehrere kleine Runden in der Nähe des wunderschönen, im Reschensee versunkenen Kirchturms.

Dank der konstanten und richtigen Stärke des Windes, der auch heute stark in Graun wehte, ist der Reschensee bei Kitesurfern sehr beliebt, die sich mit einigen Kunststücken vergnügten, während die Läufer um den See liefen. Die 15,3 km lange Strecke führte um den Stausee, nach dem Start ging es unverzüglich von Graun in Richtung St. Valentin bis ins Dorf, wo die Läufer abbogen, um die Staumauer zu überqueren. Dann folgte das Stück Richtung Schöneben bis Kilometer 11, flach ging es weiter bis Reschen und im Endspurt bis zur Ziellinie am alten Grauer Kirchturm.

Gerald Burger, der Präsident des ASV Rennerclub Vinschgau Raiffeisen, hat die Laufveranstaltung bis ins kleinste Detail geplant, hinzu kamen aber noch die vielen anderen Initiativen, die heute für Läufer und Fans auf dem Programm standen, wie der Bauernmarkt, die Verkaufsstände, das Kinderprogramm und kulinarische Köstlichkeiten im Festzelt, um die Besucher mit Gaumenfreuden zu erfreuen. Der Reschenseelauf 2016 stand auch im Zeichen der Solidarität, denn für jeden Läufer, der bei Kilometer 14 durch den Mila-Bogen lief, spendet das Unternehmen Mila 1 € in den bäuerlichen Notstandsfonds, was bei der Zahl der Teilnehmer eine ansehnliche Summe ist.

Die Erstplatzierten

Rangliste der Männer:

1. Gualdi, Giovanni; Corrintime; 49:28,3 min
2. Miereczko, Maciek; Vfb Erftstat Multisport; 50:28,7 min
3. Wedel, Konstantin; Lacquelle Fürth; 50:40,0 min
4. Hillebrand, Johannes; Lg Stadtwerke; München 50:47,9 min
5. Ploner, Markus; Asv Sterzin; Volksbank 50:58,3 min
6. Jbari, Khalid; Athletic Club 96 Ae Spa; 52:09,5 min
7. Hackhofer, Daniel; Ac 2000 Toblach; 52:12,0 min
8. Borggrefe, Fabian; Sg Spergau; 52:16,9 min
9. Franceschini, Emanuele; U.S. Quercia Trentingrana; 52:26,4 min
10. Härdtner, Alexander; Tsg Ehingen La; 52:49,5 min

Rangliste der Frauen:

1. Patelli, Eliana; S.A. Valle Brembana; 58:34,8 min
2. Rausch, Monika; Opel Running Team; 59:14,4 min
3. Rungger, Renate; Asc L.F. Sarntal Raiffeisen; 1:00:35,6 h
4. Pircher, Petra; Rennerclub Vinschgau; 1:01:40,7 h
5. Guida, Marinella; G.S. Orezzo; 1:01:55,6 h
6. Alfieri, Rosa; Atletica Reggio Asd; 1:01:56,8 h
7. Gugglberger, Amelie; 1:02:15,0 h
8. Kirchlechner, Christine; Südtiroler Laufverein Sparkass; 1:02:27,3 h
9. Gelmi Luisa, Gruppo; Alpinistico Vertovese; 1:02:48,3 h
10. Niederreuther, Ramona; Lc Chiemgau-Steigenberger; 1:02:55,9 h

Weitere Informationen:

• http://www.reschenseelauf.it/de